Station 1.1, 3.1, 4.1 und 5.1:
Schütt's Gasthof
Bild1 01

Der zentral gelegene Gasthof war im zurückliegenden Jahrhundert wohl das schönste Gasthaus im Ort. Um 1900 von Gotthold Schütt erbaut, luden gemütliche Gast- und Klubräume, gediegene Gästezimmer und ein kleiner Saal zum Verweilen ein. Zwei Jahrzehnte später ließ der Besitzer links neben dem Haupthaus ein Gebäude für einen eleganten Saal mit großer Bühne und einigen Nebenräumen bauen.
1920 erwarb Johann Schenk das Anwesen samt Ländereien. Als er ein Jahr später starb, führte seine Witwe das Geschäft zunächst allein, verpachtete es dann und führte es anschließend mit ihrem zweiten Ehemann, Arthur Inselmann weiter. Ab dieser Zeit wurden große Teile des ansehnlichen Besitzes veräußert. Das Nebengebäude mit dem schönen Saal kaufte 1939 die Gemeinde Burg und richtete für die Schülerinnen und Schüler, deren sportliche Aktivitäten sich bis dahin auf den Sportplatz beschränkten, eine Turnhalle ein.
Nach Kriegsende diente die Halle Flüchtlingen und Heimatvertriebenen als Unterkunft, später wurde sie erneut für den Sportunterricht genutzt.
Wegen Baufälligkeit ließ die Gemeinde das Gebäude 1972 sanieren und erweitern. Nun hatten die Burger ihre „Bökelnburghalle“, die fünfzehn Jahre später erneut mit enormen Kostenaufwand umgebaut wurde. Seither ist sie einer der kulturellen Mittelpunkte des Ortes und seit 2006 auch die Heimat des Burger Ortsarchivs.
Mit dem eigentlichen Schütt‘s Gasthof nahm es ein weniger gutes Ende. Der gastronomische Betrieb wurde 1939 eingestellt. Das Gebäude diente als Internat für die Studenten der damaligen Lehrerbildungsanstalt (LBA) und später als Flüchtlingsunterkunft. Bis in die 1960er wurden die Räume, trotz ihres desolaten Zustandes, noch vermietet.
1975 kaufte die Gemeinde das Gebäude mit dem dahinter liegenden Gartengelände. Die Pläne, den schönen alten Bau aus der Gründerzeit zu erhalten und ihn einer anderen Nutzung zuzuführen, ließen sich nicht verwirklichen.
1978 kaufte die Sparkasse das Anwesen, ließ das Gebäude abreißen und an selber Stelle einen Neubau errichten. Den Garten überließ das Geldinstitut den Burger Boule-Dozern, die dort seit 2003 ihrem Sport nachgehen.

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 Station 4.15:
Dithmarscher Kurier 

 

 Bild4 41 Zeitung

Burg hatte wirklich mal eine eigene Zeitung. Anlässlich des 100jährigen Bestehens erschien am 11.1.1994 ein Bericht natürlich in eben dieser Zeitung. Er ist hier etwas gekürzt wiedergegeben. 1999 wurde die Zeitung vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag übernommen.

„Burger Zeitung kann auf 100jähriges Bestehen zurückblicken
Gegründet von den drei Brüdern Gustav, Otto und Nikolaus Hinrichs aus Lunden


Nach Ende des 2. Weltkrieges erhielt Wilhelm Hinrichs als erster von der Militärregierung die Lizenz zur Ausgabe einer Zeitung, wobei es sich um ein amtliches Mitteilungsblatt im Umfang von 4 Seiten DIN A 4 handelte, in dem auch die Nummern der Lebensmittelmarken aufgerufen wurden. Später durften auch kleine Anzeigen, deren Größe genau vorgeschrieben war, veröffentlich werden. Als dann auf Wunsch der Kunden zum Beispiel Traueranzeigen etwas größer gemacht wurden, wurde Wilhelm Hinrichs prompt zur Kommandantur beordert und dort mit den Worten „Der Deutsche muss lernen, kleiner zu sterben.“ gerügt. Schwierig war in jener Zeit die Papierbeschaffung.
Mit der Währungsreform 1948 kam auch die Pressefreiheit. Wilhelm Hinrichs, Ehefrau Elsa, Tochter Edith und Sohn Rolf waren sich einig, jetzt wieder den Dithmarscher Kurier herauszugeben. Jeder legte seine 40 Mark Kopfgeld auf den Tisch, wofür dann Papier gekauft wurde. Zu der Zeit, zu der keiner Geld hatte, ein großes Risiko. Doch der Optimismus wurde belohnt. Die wieder im Berliner Format herauskommende Zeitung lief, die Leser kamen, und viele von ihnen sind dem Kurier, der allgemein Burger Zeitung hieß und noch heute heißt, seit der Zeit treu geblieben, obwohl es dann bald vorübergehend zwei in Burg herauskommende Zeitungen gab. Die Witwe des im Krieg gefallenen Christian Knafla, Anne Knafla, gab wieder die Burger Zeitung heraus. Zwei Zeitungen für einen Ort wie Burg und seine Umgebung waren viel zu viel, und es begann ein zermürbendes Tauziehen um die Existenz. Schließlich stellte Anne Knafla das Erscheinen der Burger Zeitung ein, und Wilhelm Hinrichs holte 1954 den Titel Burger Zeitung in die Gründerfamilie zurück. Seither wird er als Untertitel des Dithmarscher Kurier geführt. In den nächsten Jahren wurde der Betrieb vergrößert. Auch der Handsatz, wobei die Zeitung per Hand mit Einzelbuchstaben zusammengesetzt und auch wieder abgelegt wurde, konnte durch die Anschaffung einer Typograph-Setzmaschine - heute ebenso im Museum in Meldorf wie der Drucktiegel und andere Sachen – weitgehend abgelöst werden. Außerdem wurden Druckautomaten und Selbstanleger angeschafft. …
Im Jahre 1954 kam der Burger Wilfried Schramm als Schwiegersohn mit ans Haus und wurde dann noch das, was er schon bei seiner Schulentlassung hatte werden sollen, nämlich Schriftsetzer. Nun machte der gelernte Schlachter nochmals eine dreijährige Lehrzeit als Schriftsetzer durch und verschrieb sich von da an der Zeitung. Am 1. Juli 1968 übernahmen dann die Eheleute Wilfried und Edith Schramm die Zeitung und sind bis beute (1994), also bereits seit 25 Jahren die Herausgeber des Dithmarscher Kurier – Burger Zeitung. Sie haben Zeitung und Betrieb von den Eltern käuflich erworben.
In ihrer Zeit wurde das Geschäftshaus in der Schulstraße 12 aufgestockt, und auch in der Satz- und Drucktechnik kam man nicht umhin mit dem Fortschritt zu gehen. So wurde eine moderne Linotype-Setzmaschine gekauft, die die Typograph-Maschine ablöste. Doch die Entwicklung ging weiter. Es kam der Fotosatz und da Sohn Rolf auch in die Fußstapfen des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters gestiegen war und den Beruf des Schriftsetzers erlernt hatte, wurde vom Bleisatz auf den Fotosatz und heute Computersatz sowie auf Offsetdruck umgestiegen. Auch wurden die Betriebsräume erweitert indem Teile des Betriebes in das Gebäude Kleine Schulstraße 5 verlagert wurden.
100 Jahre Burger Zeitung ist auch ein Stück Heimatgeschichte. Dass die kleine Heimatzeitung in Burg das Zeitungssterben als eine der letzten kleinen Zeitungen überlebt hat, darauf kann die Familie auch ein wenig stolz sein. Geholfen hat dabei aber nicht zuletzt auch die treue Leserschaft über all die Jahrzehnte, und dafür gebührt ein herzliches Dankeschön!

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Station 5.4:
Der Schuldamm wird zum Wanderweg durchs Moor

Wer uns ein Fotos des Schuldamms aus alter Zeit zur Verfügung stellen kann, melde sich bitte in der Tourist-Info oder beim Amt

 

 

2013 erwarb die Ausgleichsagentur, eine Tochtergesellschaft der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, 48 Hektar Land im Burgerfeld zwischen Schuldamm und Hafenstraße. Ein Teil des Areals wird vernässt, um eine naturnahe Moorvegetation entstehen zu lassen. Langfristig soll sich dort ein Hochmoor entwickeln. Die Renaturierung des Moores dient nicht nur dem Klimaschutz, es soll auch den Bekassinen, deren Lebensraum bei Ecklak (Südseite Kanal) aufgrund der Bauarbeiten an der fünften Schleusenkammer des Nord-Ostsee-Kanals zerstört wurde, zugute kommen.

Um den seltenen Wiesenvögeln ideale Brutplätze zu schaffen, wurden Erdwälle und Kleingewässer errichtet, sowie  Staue und Gräben angelegt. Artenschutzmaßnahmen, von denen nicht nur die Bekassinen, sondern auch andere Wiesenvögel, Libellen und Amphibien profitieren. Für die Zukunft plant die Ausgleichsagentur den Bau einer Aussichtsplattform, von der aus Interessierte die seltenen Bekassinen in ihrem neuen Lebensraum beobachten können.

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Station 4.13:
Ehemalige Gaststätte und Schullandheim Paradiestal

Bild4 042Eine romantische, von Wein umrankte Veranda und Linden umwachsene Lauben, die zum gemütlichen Verweilen einluden, am Springbrunnen fröhlich spielende Kinder - das einstige Gartenlokal “Paradies-Sprudel” war die reinste Idylle.
Das Anwesen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermutlich von dem Bauführer Timm erbaut und sollte ein Kurhotel mit Heilquelle werden, nachdem der Berliner Chemiker Dr. W. Lohmann dem Wasser im Paradiestal im Jahr 1914 eine “gesundheitsfördernde Radioaktivität” bescheinigt hatte.
Später konnte allerdings kein Fachmann diese Untersuchungsergebnisse bestätigen. Im Gegenteil, es wurde festgestellt, dass der Radongehalt sogar unterdurchschnittlich war.
Um den Brunnen herum hatten die Investoren ein Pumpenhäuschen gebaut, das es den Kurgästen ermöglichte, bequem an das begehrte Heilwasser zu kommen.
Geworben wurde seinerzeit mit “Licht-, Dampf- und sämtlichen medizinischen Bädern“, sowie “Trinkkuren mit Sauerbrunnen aus frei springender radioaktiver Mineralquelle”. Die Einrichtungen für die medizinischen Wannenbäder standen an den Wochenenden auch der Öffentlichkeit zur Verfügung und wurden gern von jenen Burgern genutzt, die in ihren Häusern über kein Badezimmer verfügten.
Der erste Weltkrieg machte die Pläne der Gründer allerdings zunichte. Zum “Kurzentrum” ist das Paradiestal nie geworden.
1921 übernahmen Johannes und Margarethe Martens das Anwesen und eröffneten die Gastwirtschaft “Paradies-Sprudel”, die sich im Laufe der Jahre zu einem überaus beliebten Ausflugslokal entwickelte. Zudem gründete Martens die “Radium-Paradies-Quelle GmbH”.
Noch heute erinnern sich alte Burger gern daran, wie Familien Sonntags mit Kind und Kegel dorthin zum Kaffee trinken gingen und bei den Gästen, die sich an den Sommerwochenenden zu tausenden mit den Ausflugsdampfern aus Hamburg und Cuxhaven in den Luftkurort schippern ließen, war das Gartenlokal ebenso beliebt. Von der großzügigen, wie ein Wintergarten anmutenden Veranda, die von dichten Weinranken überzogen war und deren rote Trauben sich die Gäste schmecken lassen durften, schwärmten die Gäste noch jahrzehntelang.
Zunächst war der Getränkeausschank alkoholfrei und das Heilwasser wurde auf Flaschen abgefüllt und verkauft, die Beschränkung auf lediglich nicht alkoholische Getränke wurde jedoch sehr bald aufgehoben. Als das Ehepaar Martens den Betrieb übernahm, beantragten sie umgehend die Konzession für den Ausschank alkoholischer Getränke.
1933 verstarb Johannes Martens, 1934 richtete ein Feuer großen Schaden im “Paradies-Sprudel” an, aber nach einer Grundsanierung feierte Margarethe Martens 1935 eine große Wiedereröffnung. 1948 gab die Witwe ihr Lokal auf. Die Lizenz für die Quellabfüllung wurde ebenso verkauft wie das komplette Anwesen. Seither ist die Gastronomie im Paradiestal Geschichte. Lange war das Gebäude danach Schullandheim für Kinder Hamburger Schulen. Heute werden dort Wohnungen in erster Linie an Monteure auf Montage vermietet. 

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Station 4.12:
Pumpenhäuschen und Biotop im Paradiestal

 Bild4 41 Pumpenhaus

Die Brunnen des Burger Wasserweks

Der erste im Jahre 1914 gebaute Brunnen war ein Sammelbrunnen unter dem kleinen Pumpenhaus im Paradiestal. Im Pumpenhaus lief Oberflächenwasser, das dem Brunnen durch Rohrleitungen zugeführt wurde, zusammen. Von dort wurde es zum Wasserwerk oben auf dem Berg gepumpt.

Bild4 12aHexenhaus
Das kleine Häuschen hat viele Namen. Für viele Erwachsene ist es das Hexenhaus. Für viele Kinder ist es die Wohnung des Weihnachtsmannes. Wenn das Häuschen im Winter mit Schnee bedeckt ist, kann man das gut verstehen.

Durch die Zunahme der Bevölkerung (1939: 2783 Einwohner, 1956: 3957 Einwohner) reichte die Kapazität des Brunnens nicht mehr aus. 1956 wurden zwei Tiefbrunnen mit 37 m Tiefe angelegt, Im Jahr 2003 wurde einer diesen Brunnen durch einen 85 m tiefen ersetzt. 1976 wurde ein weiterer Tiefbrunnen gebaut und 1995 wurde schließlich der zweite Brunnen aus dem Jahre 1956 ersetzt. Die Wassersammelstelle im Pumpenhäuschen besteht aber nach wie vor. An diesen Brunnen führt unsere weitere Wanderung entlang. Sie sind aber längst nicht so hübsch anzuschauen wie der allererste Brunnen im Hexenhaus.

Bild4 12aParadiestalBild4 12bParadiestalVorher blicken wir noch einmal zurück auf das Feuchtbiotop im Paradiestal
1990 erwarb die Gemeinde Burg eine bisher als Weide genutzte flache Talmulde im Paradiestal um hier ein Feuchtbiotop anzulegen. In dieser Senke hatte sich seit mindestens 1648 bis etwa 1800 ein Mühlenteich befunden, dessen Wasser die am Mühlendamm (jetzige Straße nach Buchholzermoor) gelegene Mühle antrieb. Zum Anlegen des Biotops wurden 1992 Bagger eingesetzt, die dem kleinen Wasserlauf, der das Tal durchzieht, ein anderes Bett schufen. Durch mäanderartige Schleifen wurde es annähernd so gestaltet, wie es vor der Begradigung gewesen war. Außerdem wurden Kleingewässer angelegt. Das ganze Feuchtbiotop umfasst ca. 4,5 ha.
Heute wird das Biotop gerne als Hintergrund für Hochzeitsfotos in der Abendsonne genutzt. 

 

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Station 4.11:
Ehemaliges E-Werk

12 E Werk 1911

Die Gebäude des ehemaligen E-Werks sind längt in Privatbesitz.

Es war die Kanalverwaltung, die während der Kanalerweiterung im Jahr 1911 in der Straße “Unterm Cleve” zu Füßen des Ramsberges ein Elektrizitätswerk baute.
In dem Buch “Aus der Geschichte unserer Heimat” des Burger Chronisten Hinrich Rühmann ( 1896-1979) ist darüber folgendes nachzulesen. “Der Kanal schnitt die Burger Au von der Wilsterau und den Büttler Kanal bei Kudensee ab. Die Entwässerung oblag nun der Kanalverwaltung. Diesem Zwecke diente das E-Werk.” “Und die Burger Kirchspielvertretung hatte Aktien darin”, vermerkte Rühmann.
Die Burger Gemeindevertreter hatten bereits ein Jahr zuvor den Bauplatz für das Elektrizitätswerk angekauft. Damit gingen sie keinerlei Risiko ein, denn, wie Rühmann schrieb, “weil die Kaiserliche Kanalverwaltung beschlossen hatte, dass das zu bauende E-Werk einschließlich der Gebäude nach Fertigstellung der Kanalerweiterung zu 50 Prozent der Bau- und Anlagekosten von der Gemeindevertretung zu übernehmen sei, um das Kirchspiel Burg mit elektrischem Strom zu versorgen.
Zum Ausbau eines elektrischen Leitungsnetzes und einer elektrischen Zentrale bewilligte die Kirchspielsvertretung im Oktober 1913 eine Anleihe bis 150.000 Mark, am 11. Dezember 1913 wurden die Bedingungen für den Bezug elektrischer Energie festgelegt und bereits am 1. Januar 1914 stellte das Kirchspiel mit den Herren Grohmann und Kruse zwei Betriebsleiter für das E-Werk ein. Kruse war es, dem die Kanalverwaltung die Zentrale im Herbst 1916 übergab. Doch ganz reibungslos funktionierte die Burger Stromversorgung damals nicht. Rühmann schrieb: “Jedoch waren die Maschinen nicht von bester Beschaffenheit, so dass das Kudenseer Werk zeitweise das Kirchspiel mit Strom versorgte.“
Nach dem zweiten Weltkrieg habe dann die Schleswag die Stromlieferungen übernommen und 1953 auch das Burger Leitungsnetz aufgekauft.
Die Gebäude des alten E-Werks wurden veräußert und schon vor Jahrzehnten zu Wohnungen umgebaut.

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Station 4.10:
Die Fick'schen Häuser

Bild4 39Ficksche Häuser

Dass unser Luftkurort tatsächlich einmal über ein Krankenhaus verfügte, wissen nur noch einige alte Burger oder solche Einwohner, die sich mit der Geschichte ihres Heimatortes beschäftigen.
In der Kanalbauzeit ( 1887 bis 1895) wurde das Krankenhaus errichtet und stand den beim Bau Beschäftigen zur Verfügung. Es befand sich an der Straße “Unterm Cleve” Richtung Buchholzermoor und diese Lage am Rande der Ortschaft hatte seinen Grund, wie Ortschronistin Inge Hurtienne erläuterte: “Dort wäre bei einem Auftreten von Epidemien eine notwendig werdende Isolierung und Sperrung des Gebäudes leichter durchzuführen gewesen, als wenn das Krankenhaus im Wohngebiet gestanden hätte.”
In der Burger Zeitung vom 02. Juli 1937 ist zum Thema Krankenhausbau zu lesen: “Als im Jahr 1887 mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals begonnen wurde, wurde gleichzeitig Unterm Cleve ein großes schönes Krankenhaus für beim Kanalbau erkrankte Arbeiter erbaut. Nach Fertigstellung des Kanals diente dasselbe zeitweilig zur Unterbringung von Zivilpersonen. In der zweiten Kanalbauzeit (erste Verbreiterung in den Jahren 1907 bis 1914) wurde dasselbe dann wieder als Krankenhaus genutzt.”
Beim Adjektiv “schön” hat der Zeitungsschreiber vielleicht ein wenig übertrieben. Das Krankenhaus wurde sozusagen in Leichtbauweise erstellt, das heißt, es war eine Baracke, die größtenteils aus genormten Fertigteilen errichtet wurde, wobei wahrscheinlich - soweit aus alten Fotos ersichtlich - nur für eine teilweise Verblendung der Außenwände, die Fundamente und die Zwischenwände Ziegelsteine verwendet wurden. Rein äußerlich sah diese Krankenhausbaracke jedoch ganz ansehnlich aus.
Nach Beendigung des Kanalbaus und der Verbreiterung der Wasserstraße wurden in dem Gebäude Wohnungen eingerichtet, aber es diente auch mehreren weiteren Zwecken, wie Inge Hurtienne niederschrieb. So habe das Gebäude ab 1926 als Jugendherberge gedient und sei 1929 vom Jugendherbergsverband käuflich erworben worden.
1932 sei darin ein Männerarbeitsdienstlager untergebracht gewesen, das jedoch nicht lange bestanden hätte. Auch nur kurze Zeit habe das ehemalige Krankenhaus als Landjahrlager für Jungen gedient, das im April 1934 eingerichtet wurde. In der darauf folgenden Zeit sei es dann wieder als Jugendherberge genutzt worden - bis es nach genau 50 Jahren dem Erdboden gleichgemacht wurde.
In der Ausgabe der Burger Zeitung vom 2. Juli 1937 ist darüber zu lesen: „Jetzt ist das Gebäude abgebrochen und es werden dort durch Maurermeister Carstens vier Häuser für Private mit fünf Zimmern, welche mit Zentralheizung und allen Neuerungen eingerichtet werden, gebaut. Die betreffenden Häuser sollen nach ihrer Fertigstellung verkauft, beziehungsweise vermietet werden.
Bauherr war der damalige Burger Bürgermeister Ernst Fick. Nach ihrem Erbauer wurden die Häuser von Beginn an die „Fick‘schen Häuser“ genannt - ein Name, den der Volksmund bis heute erhalten hat.
 

Bild4 039Krankenhaus

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Station 4.9:
Ehemalige Meierei

Bild4 38

Die Verarbeitung der selbst produzierten Milch fand in früheren Zeiten überwiegend auf den Höfen statt. Die von den Bäuerinnen und ihren Mägden hergestellten Produkte wie Butter, Rahm und Käse deckten den Eigenbedarf, und mit den Überschüssen wurde die Haushaltskasse aufgebessert.
Doch auch kleine Privatmeiereien gab es in Burg schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. So betrieb Adolf Knoph sein Geschäft in der Hafenstraße, die Suhr’sche Meierei befand sich in der Buchholzer Straße. 1906 entschlossen sich die Bauern zur Gründung einer Meiereigenossenschaft. Für den Bau „Unterm Cleve 2“ wurden 26 413,95 Mark investiert. Erster Betriebsleiter wurde Heinrich Hahmann. Die Milch kostete 13 Pfennige je Liter, Buttermilch 5 Pfennige und Magermilch 4 Pfennige.
Am Schluss des ersten Geschäftsjahres gehörten 54 Milchlieferanten der Genossenschaft an. Milchkontrolleure sorgten durch Probeentnahmen für einwandfreie Anlieferung. „Milchpantschern“ drohte neben empfindlichen Geldbußen der Ausschluss aus der Genossenschaft.
1913 bekam die Meierei Stromanschluss, 1914 gehörten der Genossenschaft 70 Bauern an. 1924 hatte sich die Anzahl der Genossen auf 80 erhöht. 1925 wurde das Gebäude ans Telefonnetz angeschlossen und es wurde eine Kanalisation gebaut, nachdem das Abwasser bisher einfach in die Gräben abgeleitet worden war.
Die erste Kühlanlage bekam die Meierei 1935, auch ein Butterfertiger wurde angeschafft. Die Zahl der alten Dampfmaschinen, die die Zentrifugen und die Brunnenpumpen angetrieben hatten, neigte sich dem Ende zu.
Die Genossenschaftsprodukte wurden von den vielen kleinen Milchgeschäften im Ort weiterverkauft, von Händlern mit Pferd und Wagen zu den Kunden gebracht. Der Großteil der produzierten Butter wurde in Holzfässern an die Butter- und Eierzentrale in Hamburg verkauft.
Heinrich Hahmann blieb bis zu seinem Renteneintritt 1941 Betriebsleiter, dann wurde er von Max Thode, der zuvor zehn Jahre in der gleichen Funktion in Frestedt gearbeitet hatte, abgelöst.
Zahlreich Auszeichnungen, besonders Butter und Quark, zeugten von den Qualitätsprodukten aus dem Luftkurort. Neben zwei Meiereigehilfen arbeitete auch die Meieristentochter Liselotte von 1948 bis zu ihrer Heirat mit Heinz Marten im Jahr 1959 im Betrieb mit. 1968 trat Max Thode senior in den wohlverdienten Ruhestand und übergab die Geschäfte an seinen Sohn Max. Der hatte das Meieristenhandwerk bei seinem Vater von der Pike auf gelernt.
Anfang der 70er Jahre bekam die Meierei anstelle der alten Kokskessel eine Ölfeuerungsanlage und 78/79 wurde ein Tankwagen angeschafft. Vorbei waren die Zeiten, wo sich die Bauern morgens und abends bei ihrer Milchanlieferung austauschten, fachsimpelten oder einfach ein bisschen „schluderten“. Die Milch wurde nun per Sammeltransport von den Höfen abgeholt.
An der Meierei wurde es ruhig. Ebenso im Geschäft von Bäckermeister Karl-Heinz Meinert und seiner Frau Ingrid gegenüber der Meierei. Wenn die Bauern sich morgens mit Pferd und Wagen, Trecker oder per Fahrrad in die Anlieferungsschlange eingereiht hatten, wurden Einkaufszettel und –taschen ins Geschäft gebracht. „Dann packten wir die Ware zusammen, und wenn die Bauern bei der Meierei fertig waren holten sie sie ab. Meistens wurde angeschrieben und einmal im Monat bezahlt“, erinnert sich Ingrid Meinert. Häufig brachten die Bauern fertig gekneteten Brotteig mit, der dann im großen Meinert’schen Backofen zu Milchstutenlaibern ausgebacken wurde. „Mitunter waren die Teigstücke so groß, dass sie in der Backstube geteilt werden mussten, weil sie nicht auf einen Schieber passten. Dann waren die Bauern beleidigt, dass sie für zwei bezahlen mussten“, erzählte Ingrid Meinert schmunzelnd.1981 verließ Max Thode jun. aus Karrieregründen seine Meierei und zog mit seiner Familie nach Niedersachsen. Olaf Golombek wurde neuer Betriebsleiter. 41 Bauern gehörten noch der Genossenschaft an. Im gesamten Geschäftsjahr wurden über vier Millionen Kilogramm Milch angeliefert. Als dann die Milchquotenregelung eingeführt wurde, begann das Geschäft zu kriseln. Die verbliebenen 35 Genossen beschlossen, ihre Milch nach Wilster zu liefern. Olaf Golombek wurde damals in einem Zeitungsbericht zitiert: „Durch die Milchquotenregelung und die Kündigung einiger Milchlieferanten von der Kanal-Südseite fehlte am Ende die Rentabilität.“
Am 31. Mai 1985 wird die „Burger Genossenschaftsmeierei von1906“ liquidiert und der hohe Schornstein auf die Hälfte gekürzt. Das Gebäude stand einige Zeit leer, bis es von einem Privatmann aufgekauft wurde, der es zu einem Mietshaus umbaute. Das ist es nach einem weiteren Verkauf bis heute geblieben,

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Station 4.8:
Das 1. Kanalbauamt

 Bild4 37

So hat es einmal ausgesehen an der Ecke Hafenstraße/Unterm Cleve. Viel gibt es (noch?) nicht zu berichten. Das erste Kanalbauamt wurde von 1887 bis 1895 als Kanalbauamt genutzt. Danach zog das Kaufhaus Ibs ein. 

Wenn Jemand weitere Informationen zum ersten Kanalbauamt beisteuern kann, möge er sich gerne in der Tourist Info, Holzmarkt 7 melden. Gerne nehmen wir diese Informationien dann hier auf.

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Station 4.7:
Kirchliches Gemeindehaus
Bild4 36 Gemeindehaus

Dieses Gebäude ließ Frau Propst Martens 1848 nach dem Tode ihres Mannes errichten. Anton Nicolaus Martens amtierte ab 1826 als Pastor in Burg, bevor er 1843 Kirchenpropst für Süderdithmarschen wurde. Er starb mit nur 48 Jahren. Wie lange seine Witwe Eigentümerin des Neubaus war, ist nicht bekannt, nur dass sie ihn später an Frau Propst Mau verkaufte. Diese war die Ehefrau von Karl Eduard Mau, der die Nachfolge von Anton Nicolaus Martens in beiden Ämtern antrat, zunächst als Pastor, später als Probst.
Frau Propst Mau kaufte das Anwesen und schenkte es der Diakonissenanstalt in Altona zur Einrichtung eines Erholungs- und Feierabendheimes für Diakonissen.
Bis 1959 diente das Haus diesem Zweck, dann ging es in das Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde über, die darin ein Gemeindehaus einrichtete, das am 29. Juni 1960 von Propst Mohr eingeweiht wurde.
Fürs erste war nun nicht nur genügend Platz für die Gemeindearbeit vorhanden, auch der damalige Kirchendiener mit seiner Familie und die Gemeindehelferin zogen dort ein.
Als in den folgenden Jahren die Gemeindearbeit immer umfangreicher und der Platz wieder zu knapp wurde, beschloss der Kirchenvorstand 1987, das Gemeindehaus zu erweitern.
1988 war der Anbau, gleich gestaltet wie der Altbau und durch ein gläsernes Treppenhaus mit diesem unter einem Dach verbunden, fertig gestellt.

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Station 4.6:
Das 2. Kanalbauamt

Bild4 35

Dieses Gebäude wurde im Rahmen der ersten Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanals zwischen 1907 bis 1914 errichtet. Seinerzeit machten das zunehmende Verkehrsaufkommen und die neu gebauten Großkampfschiffe die erste Erweiterung des 1895 eröffneten Nord-Ostsee-Kanals auf eine Breite von 102,5 und eine Tiefe von 11 Metern erforderlich.
Das erste Burger Kanalamt wurde in der Hafenstraße gebaut, nachdem am 3. Juni 1887 Kaiser Wilhelm I. in Holtenau den Grundstein für den Nord-Ostsee-Kanal gelegt hatte und das mit 156 Millionen Goldmark veranschlagte Bauvorhaben begann. Weitere Kanalämter wurden in Holtenau, Kiel, Rendsburg und Brunsbüttel eingerichtet und in den folgenden acht Jahren waren bis zu 8900 Arbeiter beim Kanalbau in Lohn und Brot. Neben anderem Gerät waren 42 Fluss- und 27 Trockenbagger, 75 Schleppdampfer, 97 Lokomotiven und 50 Dampfmaschinen im Einsatz. Rund 80.000.000 Kubikmeter Boden mussten ausgehoben und bewegt werden, um den 99,6 Kilometer langen, 8,5 Meter tiefen und an der Wasserlinie 60 Meter, an der Sohle 26 Meter breiten Kanal fertig zu stellen. Obwohl der Aushub der Rinne auf mittlerer Höhe des Wasserspiegels einen reinen Durchstichkanal bedeutete, musste diese zur Ostsee in Holtenau und zur Nordsee in Brunsbüttel durch Schleusenanlagen geschützt werden. Beide Schleusen erhielten eine Länge von 216 Metern und eine lichte Weite von 25 Metern.
Kaiser Wilhelm II., der schon als Prinz Wilhelm bei der Grundsteinlegung durch seinen Großvater zugegen gewesen war, nahm am 21. Juni 1895 in Anwesenheit einer internationalen Flotte die Schlusssteinlegung in Holtenau vor. Bereits am Tag zuvor hatte der Monarch mit seinem Schiff “Hohenzollern” und einem Gefolge von 22 nationalen und internationalen Paradeschiffen den Kanal von Brunsbüttel aus passiert. Damit war der “Kaiser-Wilhelm-Kanal” der erst 1948 in “Nord-Ostsee-Kanal” umbenannt wurde, und im internationalen Sprachgebrauch kurz “Kiel-Canal” heißt, eröffnet.
Durch den Kanalbau wurden zahlreiche wichtige Verkehrswege durchtrennt. Um diese wieder zusammen zu führen war es erforderlich, zehn Brücken und einen Tunnel zu bauen, sowie vierzehn Fähren, darunter eine Schwebefähre, einzurichten.
Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt und die Hauptverkehrsader Nordeuropas.

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Station 4.5:
Das älteste Haus Burgs
(Doktorhaus)

Bild4 34 Doktorhaus

Dr. Georg Raussau vor seinem Haus, das seit über 100 Jahren "Doktorhaus" genannt wird.

Bei diesem Gebäude, das im Jahr 1613 als “Capelanie” gebaut wurde, handelt es sich um das älteste Wohnhaus in Burg, obwohl von dem ursprünglichen Bau wohl nur noch die Fundamente und die schweren Balken vorhanden sein dürften. Das Haus wurde seinerzeit so großzügig gebaut, dass darin neben den Wohn- und Diensträumen für den Kaplan (später Diakon) auch die Kirchspielschule untergebracht werden konnte.
Weil 1720 das Diakonat aufgehoben wurde und die Kirche das Gebäude nicht mehr benötigte, ging es in den Besitz der politischen Gemeinde über.
Es folgten mehrere Besitzwechsel, bis 1741 die Witwe des verstorbenen Pastor Cumann Haus, Nebengebäude und Nutzungsrecht an den der Bauernschaft gehörenden Ländereien als Alterssitz erwarb. 1759 kaufte die Witwe des früheren Süderhastedter Pastors Terp den kompletten Besitz und nachdem ihr Schwiegersohn Peter Bendix Meßner 1771 Kirchspielvogt für Burg und Süderhastedt geworden war, übernahm dieser das Anwesen, das fortan fast 100 Jahre ihm und seinen Nachfolgern als Kirchspielvogtei diente.

Das "Doktorhaus" 
Zwischenzeitlich war in dem Gebäude auch ein kleines Museum untergebracht. Peter Bendix Meßner und sein ihm im Amt nachfolgender Sohn Jacob Bendix waren leidenschaftliche Hobby-Archäologen, die im gesamten Amtsbereich Burg-Süderhastedt Hügelgräber ausgruben und mit ihren sehr zahlreichen Funden in ihrem Haus ein Privatmuseum einrichteten. Nach der preußischen Verwaltungsreform verloren Kirchspielvogt und Kirchspielvogtei ihre bisherige Funktion und das schöne alte Haus wurde nur noch privat genutzt.
1870 verkaufte der letzte Kirchspielvogt Postel das Anwesen an Justizrat Carl Klenze. Der ehemalige Klostersyndikus aus Uetersen verbrachte hier seinen Lebensabend, war im Ort ehrenamtlich sehr aktiv und schrieb seine Lebenserinnerungen nieder die, als “wichtiges Zeugnis der Geschichte und Kulturgeschichte dieses Landes” in die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek aufgenommen wurden. Klenze starb 1878 und im Jahr 1894 erwarb der Humanmediziner Dr. Georg Rassau das Haus und richtete bald darauf darin seine Arztpraxis ein. 1924 übergab der kränkelnde Sanitätsrat die Praxis seinem Sohn Dr. Theodor Rassau. Der in Burg aufgewachsene Jung-Mediziner wurde von jedermann “Tedje” genannt und erfreute sich im Ort großer Beliebtheit. Noch heute kursieren unter alten Einwohnern lustige Anekdoten über den populären Arzt.
Dessen Sohn Hartwig, obwohl auch Mediziner, führte die großväterliche und väterliche Praxis nicht weiter, sondern verkaufte sie an ein Arztehepaar, das sich hier 1971 eine Praxis einrichtete und in dessen Besitz sich das Gebäude, auch nach dessen Eintritt in den Ruhestand, noch heute befindet.

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Station 4.4:
Petri Kirche

 pk


Bevor wir etwas über die Burger Kirche an sich erfahren, begeben wir uns in die Zeit der Christianisierung Dithmarschens und die Gründung der ersten Kirche in Meldorf im Jahr 785:

Die geographischen Gegebenheiten waren damals andere. Die flache Marsch bestand noch nicht und die Nordsee reichte bis an den Geestvorsprung, wo sich heute die Altstadt von Medorf befindet. Da die Miele bei Meldorf in die Nordsee mündete, diente das Dorf Missionaren zur Landung und zur Gründung einer Missionsstation. Die Missionierung der Landbevölkerung war durch Märtyrertode und dem Festhalten an heidnischen Bräuchen nicht ohne gefahrlos, wenn doch sie über die Zeit hinweg erfolgreich war. Doch die Meldorfer Kirche blieb für mehr als 200 Jahre die einzige in Dithmarschen, was für die Bevölkerung teilweise Tagesan- und abreisen bedeutet, um zu kirchlichen Feiertagen oder Taufen dort einzukehren.
Man nimmt heute an, dass 1070 drei weitere Kirchen in Dithmarschen errichtet wurden, Tellingstedt, Weddingstedt und Süderhastedt. 1140 kamen mit Büsum, das damals noch eine Insel war, Lunden und Uthaven, dass sich heute nicht mehr lokalisieren lässt, drei weitere Kirchspiele hinzu.
In einer Urkunde vom 7. Mai 1281 werden Streitigkeiten zwischen Hamburg und Dithmarschen über Piraterie durch Dithmarscher beigelegt. Die Südstrander, zu denen die streitsüchtigen Geschlechter der Kirchspiele Brunsbüttel, Burg, Eddelak und Marne gehörten, hatten sich besonders hervorgetan. Die Hamburger verlangten von den Dithmarschern den Seeraub ihrer Schiffe zu beenden. Zur Einhaltung schlossen sie mit jedem Kirchspiel einen Vertrag, denn die Kirchspiele besaßen große Selbstständigkeit und setzen sich teilweise auch über die Verträge der Landesregenten hinweg.
In diesem Dokument geht nun hervor, dass das Kirchspiel Süderhastedt das neue Kirchspiel Burg von sich abteilt. Für die circa 200 Dorfbewohner wurde es durch den Ausbau der kirchlichen Organisation möglich, die Kirche ohne Tagesanreise zu besuchen. Der erste Bau der Burger Kirche “Kirche zu Bokelenburg” war für die damalige Anwohnerzahl recht groß, so dass die Annahme besteht, dass sie als Wallfahrtskirche dienen sollte. Dafür spricht eine in den Chroniken genannte Reliquie, “St. Peters Haupt”, vermutlich ein in Edelmetall eingearbeiteter Knochen über deren späteren Verbleib keine Aufzeichnungen bekannt sind. Außerdem lasen drei Geistliche die Messe, was ebenfalls für einen Wallfahrtsort spricht.
Das Baumaterial der Burger Kirche besteht aus unbehauenen Feldsteine. In einer Sage von Graf Rudolf, die bis in die 1930er Jahre an der Burger Schule gelehrt wurde, heißt es, dass die Steine von der zerstörten Herrenburg stammen. 1963 fanden Erweiterungsarbeiten statt, während deren Durchführung auch als Fundament gediente Feldsteine ausgetauscht wurden. Einer der Feldsteine besaß eine Mulde und liegt heute in der Nähe des Aussichtstums. Ob dieser zum Getreidemahlen oder um einen Kultstein aus vorchristlicher Zeit handelt, ist nicht bekannt.
Bei den Erweiterungsmaßnahmen wurden die Außenwände teilweise mit roten Ziegeln ausgebessert und danach weiß verschlämmt, um ein einheitliches Bild zu ermöglichen.
Die in der hohen offenen Laterne des Turmes befindliche Bronzeglocke wird als spätgotisch angesehen. Der Kircheingang lag früher, wie in allen Kirchen üblich, in der Westwand. 1654 fanden dort umfassende Sanierungsarbeiten statt, in deren Zuge der Eingang vermutlich an die Nordseite verlegt wurde. Der Anbau nach Süden, auch als “Kreuzkirche” bezeichnet, erfolgte 1700. Im 19. Jahrhundert folgte dann der Einbau der Emporen. Die Erweiterungsbauten waren durch und wegen der wachsenden Bevölkerung ab dem 17. Jahrhundert möglich.
An Inventar ist in der Kirche wenig vorhanden. Der Altar stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist mit einer Steinplatte, in die Weihekreuze eingeschnitten sind, abgedeckt. Die Steine liegen unregelmäßig. Früher wurden die Pastoren in der Nähe des Altars beigesetzt, weshalb es denkbar ist, dass es zu Absackungen des Altars und damit zu Verschiebungen der Steine gekommen ist. Die letzte Beisetzung eines Pastors fand dort 1804 statt. Auf dem Altar befindet sich ein mit Blattgold belegtes Holzkreuz an dem ein kleineres Kruzifix befestigt ist.
Der Taufstein aus Kegelstumpf geformten schwedischen Granit wurde 1963 ersetzt. Das frühere Burger Taufbecken aus Gußeisen wurde dem Meldorfer Landesmuseum übertragen.
Die Kanzel wird der Spätrenaissance zugerechnet und stammt vermutlich aus einem Handwerksbetrieb in Wilster. Die Inschrift der Kanzel ist plattdeutsch, was bis 1623 Amtssprache war. An der Kanzelrückwand hängt ein Bild, was den Stifter der Kanzel und des Bildes, Peters Jacob aus Windbergen und seine Familie vor einem Feld unter einem Arabeskenbogen darstellt. Über zwei der drei Frauen ist ein Kreuz gemalt, dass symbolisiert, dass diese zwei Töchter zum Zeitpunkt als das Bild entstand, bereits gestorben waren. 1619 starb seine Frau Else, weshalb das Bild früher entstanden sein muss. Wie lange Perters Jacob, einer der wohlhabendsten Einwohner des Kirchspiels, selbst lebte, ist nicht bekannt.
Ein weiteres, größeres Bild, hängt im Kreuzschiff und zeigt das Jüngste Gericht. Gemalt hat es der Meldorfer Johann Rost, der dafür 40 Mark, umgerechnet 1,5 Kühe erhielt.
Das Segelschiffmodell, ein Dreimastschoner, spendete das Ehepaar Schöning 1922.Detlef und Marie Schöning waren Schiffer und Werftbesitzer in Burg. Heute erinnert das Schiff “Detlef und Marie” die daran, dass Burgs wichtiger Wirtschaftszweig einst die Schifffahrt war.
Orgeln hat die Kirche über die Jahrhunderte hinweg mehrere gehabt. Im Jahr 2022 steht noch die 1994, mit Spendengelder finanzierte Orgel der Firma Kern aus Straßburg.

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Station 4.3:
Östliche Marktseite
Schnepelhaus 

Bild4 03a Schnepelhaus

Das Baujahr des in Burg langläufig als „Schnepelhaus“ bekannten Hauses wird auf 1759 geschätzt. Otto Schnepel, der mit seiner Familie viele Jahrzehnte in dem alten Bauerhaus gewohnt hat, forschte in alten Dokumenten und stieß dabei auf die Chronik der Familie Schütt. „Ein Nachkomme von Carl Schütt lebt heute in Millstedt. Ihm gehört die Familiengeschichte“, erklärte Otto Schnepel 1996.
Das besondere an den Aufzeichnungen ist, das neben Geburts- und Todesdaten auch die Charaktere der Familienmitglieder beschrieben werden. Nur so war es zum Beispiel möglich festzustellen, dass vier Brüder der Familie Schütt bereits 1845 ein Gesangsquartett gründeten. Später wurde daraus der Vereinigte Männerchor Burg.
Angefangen hatte alles mit Thies Schütt (1714-1794), der 51 Jahre als Lehrer in der Schule für Quickborn, Brickeln und Großenrade arbeitete. 79jährig und altersschwach zog er zu seinem Sohn Paul nach Burg, dem ersten nachweislichen Besitzer des Hauses am Markt 9. Paul war zunächst auch als Lehrer tätig, hatte das Küsteramt in Burg inne. Später beschäftigte er sich mit der Brennerei und Brauerei und war Kornmakler.
Pauls Sohn Hinnerich heiratete die Tochter von Marx Holm, dessen Hof dort stand, wo heue das ehemalige Sparkassengebäude steht. Dort entstand „Schütt’s Gasthof“ (Station 1 auf den Touren 1,3,4 und 5), den Hinnerich als seinen Stammhof bezeichnete. Hinnerichs Sohn Paul lebte auf der anderen Landstelle, starb 1876 kinderlos. Sein Bruder Matthias erwarb den Besitz, wurde von seiner Tochter Rebecka liebevoll gepflegt. Nach seinem Tod zog Carl, Matthias‘ Sohn aus zweiter Ehe ein. Er verkaufte 1912 das Haus an den Nachbarn, den Apotheker Wöhlecke, und übernahm auf der Herrenhallig den Besitz seines Schwiegervaters. Später lebte Ida Wöhlecke in dem Haus, das ihr Vater zu einem reinen Wohnhaus umgebaut hatte. Da sie unverheiratet blieb, verkaufte sie das Gebäude 1961 auf Leibrente an Otto Schnepel. Sie wohnte bis zu ihrem Tod in dem hinteren Teil, der heute als Ferienwohnung genutzt wird.
Das angrenzende Kutscherhaus war bis Ende des vergangenen Jahrhunderts fest mit dem Fachhallenhaus verbunden. Die Aufgabe des Kutschers war es, die Erzeugnisse aus der Essigbrennerei, die sich im ebenerdigen Keller befand, und andere Produkte seines geschäftstüchtigen Herren auszufahren. Heute findet man dort ein überaus liebenswertes „Lüttes Cafe“.
Der Grundriss des Fachhallenhauses ist eigenwillig. Der Wohnteil befindet sich links neben der großen Diele, rechts waren Ställe, die in den siebziger Jahren zu Kinderzimmern ausgebaut wurden. Üblich war es, die Tiere auf beiden Seiten der Diele zu halten. Auch konnte man durch die Diele nicht durchfahren. Das lag am abschüssigen Gelände. Auf der anderen Seite wären Pferd und Wagen aus dem ersten Stock hinuntergefallen.
„Spannend sei es schon in diesem Haus zu wohnen“, berichtete Otto Schnepel. Besonders zu Beginn seiner Suche. So erfuhr er nur durch ein Foto, dass früher zum Garten hinaus eine Scheune stand, die dann abgerissen worden ist.
Otto Schnepel möchte irgendwann noch einmal ins Landesarchiv nach Kiel, um weitere Unterlagen zu sichten. Er vermutet, dass weitere Nachkommen der Familie Schütt in Kiel wohnen. An das dortige Gericht und in den Landtag verschlug es den Juristen Hinrich Friedrich Schütt (geb. 1835). Und lauf Familienchronik soll er im Besitz eines schweinsledergebundenen Buches sein, dass eventuell weitere Geheimnisse lüftet rund um das Haus „Am Markt 9“.

Alte Apotheke am Markt

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Das 1. Privileg zur Einrichtung einer Apotheke wurde dem Apotheker Friedrich Cropp aus Rendsburg am 11. Juni 1839 von Landesherrn, dem dänischen König Christian VII. erteilt. Cropp hat die Apotheke wahrscheinlich gar nicht erst betrieben, da er nach Westindien auswandern wollte. Es existierten aber sorgsam gebündelte Giftscheine, z.B. ein vom Meldorfer Apotheker W. Radke unterschriebener in dem er „auf Ehre und Gewissen“ bescheinigt, Siebke aus Brickeln „Arsencalb zu VI“ zum Viehwaschen abgegeben zu haben.
Friedrich Cropp erteilte dem Gravensteiner Hofapotheker Lorenz Henningsen die Vollmacht, den Haus- und Gartenplatz zur Errichtung einer Apotheke und das Privileg zu verkaufen. In dem Verkaufsvertrag mit dem Käufer, Apotheker August Lemmel, wird die Lage des Haus- und Gartenplatzes wie folgt beschrieben: „groß 2 Scheffel“, benachbart im Norden von Heinrich Schütt (Schnepelhaus), im Osten und Süden vom Pastorat und im Westen von der Dorfstraße. August Lemmel wird am 24.12.1839 das Privileg von König Friedrich VI. erteilt. Am 6. Dezember 1844 wurde das Privileg auf den Apotheker Georg August Wolf übertragen, 1857 übernahm Julius Gottfried Theodor Hartz die Apotheke. 1910 ging das Privileg auf Hartz‘ Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Wöhlecke über, 1914 auf Georg K.A. Krell, der 1930 starb.
Seit 1933 war Apotheker Heinrich Sommer Pächter der Apotheke. 1958 begann die Niederlassungsfreiheit und damit das Ende der Privilegien.1975 pachteten Ulrich und Peter Sommer, sie Söhne Heinrich Sommers die Apotheke. 1976 wurde Peter Sommer alleiniger Pächter der Privilegierten „Apotheke am Markt“, 1985 Inhaber. Er gab der Apotheke wieder ein stilvolles Aussehen, indem er die vorgenommenen Modernisierungen wieder zurück baute. Die traditionsreiche Apotheke wurde einen der schönsten und ansehnlichsten Häuser im Ort. 
Peter Sommer verkaufte die Apotheke im Jahr 2010. Vorher zog die gesamte alte Apothekeneinrichtung in das damalige Heimatmuseum, heutige Ditmarsium um.

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