Station 1.1, 3.1, 4.1 und 5.1:
Schütt's Gasthof
Der zentral gelegene Gasthof war im zurückliegenden Jahrhundert wohl das schönste Gasthaus im Ort. Um 1900 von Gotthold Schütt erbaut, luden gemütliche Gast- und Klubräume, gediegene Gästezimmer und ein kleiner Saal zum Verweilen ein. Zwei Jahrzehnte später ließ der Besitzer links neben dem Haupthaus ein Gebäude für einen eleganten Saal mit großer Bühne und einigen Nebenräumen bauen.
1920 erwarb Johann Schenk das Anwesen samt Ländereien. Als er ein Jahr später starb, führte seine Witwe das Geschäft zunächst allein, verpachtete es dann und führte es anschließend mit ihrem zweiten Ehemann, Arthur Inselmann weiter. Ab dieser Zeit wurden große Teile des ansehnlichen Besitzes veräußert. Das Nebengebäude mit dem schönen Saal kaufte 1939 die Gemeinde Burg und richtete für die Schülerinnen und Schüler, deren sportliche Aktivitäten sich bis dahin auf den Sportplatz beschränkten, eine Turnhalle ein.
Nach Kriegsende diente die Halle Flüchtlingen und Heimatvertriebenen als Unterkunft, später wurde sie erneut für den Sportunterricht genutzt.
Wegen Baufälligkeit ließ die Gemeinde das Gebäude 1972 sanieren und erweitern. Nun hatten die Burger ihre „Bökelnburghalle“, die fünfzehn Jahre später erneut mit enormen Kostenaufwand umgebaut wurde. Seither ist sie einer der kulturellen Mittelpunkte des Ortes und seit 2006 auch die Heimat des Burger Ortsarchivs.
Mit dem eigentlichen Schütt‘s Gasthof nahm es ein weniger gutes Ende. Der gastronomische Betrieb wurde 1939 eingestellt. Das Gebäude diente als Internat für die Studenten der damaligen Lehrerbildungsanstalt (LBA) und später als Flüchtlingsunterkunft. Bis in die 1960er wurden die Räume, trotz ihres desolaten Zustandes, noch vermietet.
1975 kaufte die Gemeinde das Gebäude mit dem dahinter liegenden Gartengelände. Die Pläne, den schönen alten Bau aus der Gründerzeit zu erhalten und ihn einer anderen Nutzung zuzuführen, ließen sich nicht verwirklichen.
1978 kaufte die Sparkasse das Anwesen, ließ das Gebäude abreißen und an selber Stelle einen Neubau errichten. Den Garten überließ das Geldinstitut den Burger Boule-Dozern, die dort seit 2003 ihrem Sport nachgehen.
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Station 1.2 und 3.5:
Burger Kate
An diesem Platz stand bis vor einigen Jahren die Gaststätte “Burger Kate”. Sie erlangte Kultstatus, obwohl sie nur einige Jahrzehnte existierte. Im Gegensatz zu dem Gebäude, dass weit über 100 Jahre auf dem Buckel hatte und auf eine bewegte Geschichte zurückblicken konnte.
Um 1900 ließ Bäckermeister Johannes Martens ein damals sehr prächtiges Gebäude bauen und richtete darin eine Bäckerei mit Konditorei und ein Café mit dem Namen “Zur Waldesruh” ein. 1920 war der Besitzer August Möller, der sein Etablissement “Zur Börse” nannte. 1924 hieß der Besitzer Carl Krauße und unter den Namen “Café Krauße” erlangte es einige Berühmtheit. Auch als H. Hauschildt das Café übernahm, blieb der Name erhalten, ebenso unter Hans Kluge und seiner Ehefrau Martha, die es 1928 kauften, die Gastronomie ausbauten und ihr Haus als “modernstes Café am Platze” bewarben. Während des zweiten Weltkrieges war der Betrieb zeitweise geschlossen, wurde aber bald nach Kriegsende von der Kluge-Tochter Charlotte und ihrem Ehemann Walter Schulte als “Central-Café” wiedereröffnet. Ebenso wie die Bäckerei, die von der Familie Schenkel aus Brunsbüttel gepachtet wurde. Zudem richtete sich das Ehepaar Schulte zwischen Bäckerei und Café ein kleines Milchgeschäft ein.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1955 kümmerte sich Hans Kluge um das Café, das nach einer kurzen Ruhephase von Kurt und Bertha Evers gepachtet und danach von Bob Nielsen (der singende Wirt genannt) geführt wurde.
Weitere Betreiber der Gaststätte, die inzwischen den Namen Tanzcafé “Zur Burg” erhalten hatte, waren Thomsen, Petrich und noch einmal Kurt Evers.
1971 übernahmen Silvia und Dieter Kruse das Lokal und nachdem die Familie Schulte zwei Jahre später ihr Ladengeschäft in dem Gebäude geschlossen hatte, wurde ein Durchbruch durchgeführt und die Gaststätte um die gesamte Ladenfläche vergrößert. “Wir haben den Laden total entkernt, die Inneneinrichtung von Lotti Schulte aufgekauft und alles - vom Stuhl bis zum Klavier kam auf den Müll”, erinnerte sich Dieter Kruse. Ein Vierteljahr hätten die Umbaumaßnahmen gedauert, die Wiedereröffnung unter dem Namen “Die Burger Kate” fand Sylvester 1972 statt. “Damals hatte die DAB-Brauerei ein Konzept mit Namen “Oller Kotten”, das haben wir umgesetzt. Dazu gehörten die Aufstellung verschiedener Spielgeräte, Flipper, Kicker, Billard und TV, ein Angebot, das alle Altersgruppen von 16 bis 60 ansprach.” Das Wirtepaar Silvia und Dieter waren bei allen beliebt und ebenso “kult” wie ihre Burger Kate, die seinerzeit mit ihren 27 Barhockern über den längsten Tresen Dithmarschens verfügte. Geöffnet war die Kate stets bereits ab 14 Uhr, was natürlich auch die Jugendlichen dorthin zog, mit Genehmigung der Eltern, denn die konnten sich darauf verlassen, dass Dieter Kruse ihren Kindern weder das Rauchen gestattete noch Alkohol ausschenkt. Abends und nachts wurde gefeiert und getanzt was das Zeug hielt. Livebands von den Travellers bis Godewind gaben sich die Klinke in die Hand. Die Stimmung war stets sensationell, es kam nie zu Stänkereien und Prügeleien, das wusste Dieter Kruse von Beginn an zu verhindern. “Wer sich nicht benahm, flog raus. Das hat immer gut funktioniert.” Die Sylvesterfeiern in der Kate sind ebenso legendär wie die Rosenmontagspartys, die Besucherrekorde aufstellten, so dass Dieter und Silvia Kruse sie in die Bökelnburghalle verlegten, wo Jahr für Jahr über 1000 Leute begeistert bis zum „Frühstück für alle“ schwoften. Das längst im Ruhestand lebende Ehepaar erinnert sich gern an die Jahre in seiner „Kate“. „Es waren herrliche Zeiten. Es hat uns bis zum letzten Tag Spaß gemacht. Wenn wir heute unterwegs sind, werden wir immer wieder auf die damalige Zeit angesprochen und alle Erinnerungen sind positiv.“
Der letzte Tag für Silvia und Dieter kam 1985. Das Paar wollte endlich etwas eigenes besitzen und machte der Vermieterin ein Kaufangebot. Weil man sich nicht einige wurde, übernahm das Paar einen Gasthof in Buchholz.
Die Nachfolge der Kruses als Wirte der Burger Kate traten Maria Lang und Stefan Braasch an. Darauf folgte Mike Süßer, der es dank seiner Talente als Koch inzwischen zu internationalem Ruhm gebracht hat. Seinen Kultstatus hat die Kate unter diesen Pächtern noch ein gutes Jahrzehnt behalten, doch Ende der 1990er Jahre war der Abstieg nicht mehr aufzuhalten. Ein Wirt folgte dem nächsten, Prügeleien in und vor dem Gaststätte waren an der Tagesordnung und die Gäste wurden Mangelware. Da half es auch nicht, das das Lokal in “Kabelbrand” umgetauft wurde. Im Juni 2008 war die Gastronomie in dem Gebäude Geschichte.
Das Gebäude wurde nach einigen Jahren Leerstand abgerissen. 2021 wurde das heutige Mehrfamilienhaus fertiggestellt.
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Station 1.3:
Gärtnerei Diekgräf
Im Jahre 1880 hatten die Gebrüder Diekgräf eine Gärtnerei gekauft, die sich zwischen Buchholzer Straße und Waldstraße sowie Großer Schulstraße bis hin zum Gelände der noch heute bestehenden Gärtnerei erstreckte. Adolf Diekgräf betrieb eine Baumschule und eine ansehnliche Maiglöckchenzucht, deren Keime er bis in die USA exportierte. Um 1900 legte er einen Weg, die später nach ihm benannte Adolfstraße, durch die Gärtnerei und verkaufte die ersten zwei Bauplätze auf der Ostseite, 1912 drei weitere. Sei Sohn Karl zog in die Nähe der Treibhäuser in der Adolfstraße, Enkel Adolf erweiterte die Treibhäuser und baute ein Blumengeschäft. Die Adolfstraße wurde beidseitig ausgebaut.
Soviel zum Thema Gärtnerei. Aber die Burger haben dem Gärtnermeister nicht nur die Adolfstraße, sondern auch die erste Wasserleitung zu verdanken, wie Hinrich Rühmann niederschrieb. Adolf Diekgräf, Hinrich Beeck, Friedrich Voß und Fritz Wiese hatten um 1900 die Idee, das Quellwasser am Hamberg aufzufangen und in die Haushalte zu leiten. Sie bildeten eine Gesellschaft zur Wasserversorgung und bauten in der Nähe des Hertha-Teiches einen unterirdischen Wasserbehälter. Von den Quellen oberhalb des Hertha Teiches und den Quellen jenseits der Bahn legte man Rohrleitungen zu diesem Wasser-Sammelbehälter. Für den Zufluss zu den Haushalten und zur Gärtnerei Diekgräf sorgte eine Rohrleitung in Richtung Sportplatz, Kreisaltersheim (Heute Haus Sonnenschein), Voßallee und Waldstraße hinüber zur Voßallee, wo seinerzeit zur Linken Diekgräfs Treibhäuser standen. Im Jahre 1905 wurde diese erste private Wasserleitung fertiggestellt. Burg zählte damals 2300 Einwohner, von denen die Hälfte jetzt frisches Quellwasser direkt vom Hamberg ins Haus beliefert bekamen.
Im Jahr 1907 bauten Gustav Schuhmacher und Hoops (ebenfalls Gärtner) aus der Buchholzer Straße eine Wasserleitung von der Tongrube der Ziegelei nahe der oberen Waldstraße nach dem Kampslieth und versorgten die Haushalte auf dem Kampslieth und die Gärtnerei Schuhmacher-König mit Wasser.
Die erste Privatwasserleitung von Diekgräf und Partnern war jedoch nur zehn Jahre lang in Betrieb. Im August 1913 verkaufte die Bauernschaft Land an die Kanalverwaltung, die diese für die Verlegung der Marschbahn benötigte. Am Fuße des Hambergs, vom Bahnhof bis zum Brickelner Tunnel machte man einen Durchstich, sodass das Quellwasser von jenseits der Bahn nicht mehr in den Wasser Sammelbehälter am Herthateich fließen konnte. „Die Trinkwasserversorgung war damit infrage gestellt“, schrieb Rühmann.
Doch der damalige Bauernschaftsvorsteher (Bürgermeister von 1887-1919) Hans Nantz, ein kluger und wegen seines Engagements für den Ort ein in Burg hoch verehrter Mann, wusste Rat. In einem Artikel, der am 29. November 1932 in der Burger Zeitung erschein, erinnerte sich der ehemalige Bürgermeister: „Als derzeitiger Bauernvorsteher hatte ich mir vorgenommen, die Wasserleitung nicht in fremde Hände kommen zu lassen, sondern in den Besitz der Bauernschaft Burg zu bringen. Demgemäß habe ich denn mit den Besitzern der Wasserleitung verhandelt, von denen eine Kaufsummer von 25 000 RM (Reichsmark) gefordert wurde.“
Interessant ist, dass Adolf Diekgräf und seine Geschäftspartner gleichzeitig mit dem Kanalbauamt 19 000 RM ausgehandelt hatten, die sie als Entschädigung für das Versiegen ihrer Wasserquellen erhalten sollten. Nantz legte Protest ein. Er legte dem Kanalbauamt dar, die Verhandlungen mit Diekgräf und Kollegen wegen Übernahme der Wasserleitung durch die Bauernschaft seien soweit fortgeschritten, dass die Entschädigungsforderung von der Bauernschaft zu stellen sei. Und der Bürgermeister kleckerte nicht, er klotzte. Er forderte 25000 RM Entschädigung für das komplette Rohrnetz und dessen Ausbau. Das Kanalbauamt kam dieser Forderung nach und Bauernschaftsvorsteher Nantz beendete seinen Bericht mit den zufriedenen Worten: „Nunmehr war es mir gelungen, die Wasserleitung in den Besitz der Bauernschaft zu bringen und den Ausbau derselben in der jetzigen Form in Angriff zu nehmen.“
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Station 1.4:
Der Burger Spargel
Aus der DLZ vom 18. August 1990: Neues Wahrzeichen im Luftkurort Burg: Funkübertragung in luftiger Höhe ‚Spitze liegt 108 Meter über „NN“
Burg (co). Eines ist zumindest sicher – der zukünftige Antennenträger der geplanten Funkübertragungsstelle (Mühlenberg) wird das Ortsbild des Luftkurortes prägen. Auf der 46 Meter über Normalnull liegenden Erhebung am Klevhang soll ein rund 44 Meter hoher Betonturm mit einem 18 Metern hohem zusätzlichen Aufsatzmast entstehen.
Für das von der Deutschen Bundespost geplante Objekt wurde inzwischen ein Raumordnungsverfahren durch den Minister für Natur, Umwelt und Landesentwicklung des Landes eröffnet. Aus diesem Grunde informierte unsere Zeitung sich bei der Gemeinde Burg über den derzeitigen Planungsstand.
Danach wird der Betonturm zwei Antennenplattformen in den Höhenbereichen 30 Meter und 44 Meter über Grund erhalten. Der Betonschaft soll am Mastfuß einen Durchmesser von etwa drei Metern haben, während der Durchmesser des Aufsatzmastes nur noch 60 Zentimeter betragen wird.
Bestückt werden soll der Antennenträger mit maximal vier Parabolantennen (Durchmesser zwei Meter) sowie 15 Rundfunkantennen im Höhenbereich von 24 bis 29 und 34 bis 42 Meter. Zudem sollen am Aufsatzmast die Antennen für das Mobilfunknetz D1 befestigt werden.
Damit ist der Luftkurort als Standort für eine Feststation des neuen digitalen Mobilfunknetzes vorgesehen. Diese benötigt zusätzlich zu den Sende- und Empfangsantennen für die Versorgung der mobilen Teilnehmer ihres Bereiches noch Richtfunkverbindungen zum Fernmeldeturm in Itzehoe.
Darüber hinaus sollen eine Rundfunkempfangsstelle sowie Satellitenkommunikationseinrichtungen für das im Aufbau befindliche Kabelfernsehnetz aufgebaut werden. Das bedeutet eine Erweiterung des Programmangebotes der über Satelliten verbreiteten Fernseh- und Hörfunkprogramme, ebenso die Verbesserung der Empfangsqualität.
Mit dem Bau des Antennenträgers wird es zudem möglich sein, bei Bedarf direkte Richtfunkverbindungen zu den übergeordneten Vermittlungsstellen in Itzehoe und Heide zu realisieren. Ebenso wird durch Richtfunk die Gefahr von Totalausfällen, der das bestehende Kabelnetz durch Straßenbau, Blitzschlag oder beispielsweise durch Korrosion ausgesetzt ist, nahezu ausgeschlossen.
Weiterhin bietet der Richtfunk den Vorteil erhöhter Flexibilität. Ohne größere Zeitverluste kann einem steigenden Bedarf an Kommunikationseinrichtungen sowie den in der Zukunft denkbaren Diensten Rechnung getragen werden.
Wie von der Oberpostdirektion zu erfahren war, eignet sich das Burger Grundstück auf dem Mühlenberg ganz besonders für ein derartiges Vorhaben, und zwar wegen seiner Topografie (Höhe über NN: rund 45 Meter). Das sei wichtig für das Mobilfunknetz D1, da die dafür erforderlichen Antennen zur Erreichung eines großen Versorgungsbereiches möglichst hoch über NN angebracht werden müssen, hieß es.
Seitens der Gemeinde Burg wird die Erstellung der festen Funkübertragungsstelle ausdrücklich befürwortet. Wie zu erfahren war, existiert bereits ein Beschluss der Gemeindevertretung aus dem Vorjahr, wonach einstimmig grünes Licht gegeben wurde. Für das dazugehörige Betriebsgelände wurde allerdings zur Bedingung gemacht, dass es sich in das Landschaftsbild einfügen muss.
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Station 1.5:
Wasserwerk
Vom Eimerbrunnen zur Wasserleitung
„ … Noch im selben Jahr (1962) wurde der Entschluss gefasst, den Bau der damals mit einem Kostenaufwand von insgesamt 305 000 DM beziffert wurde, durchzuführen.
Man begann mit neuen Bohrungen im Paradiestal, und zwar bohrte man einen Brunnen bis auf 38 m Tiefe und einen anderen bis auf über 70 m Tiefe. Auf dem Mühlenberg entstand ein neuer Bau, nach dessen Fertigstellung man jetzt sagen muss, dass es ein schönes Gebäude geworden ist. Ein Blick in die Innenräume dürfte nur den wenigsten Einwohnern möglich gewesen sein, so dass den meisten unbekannt blieb, was zu einem richtigen Wasserwerk alles gehört. Wir schauten jetzt bei der Inbetriebnahme hinein und ließen uns von Werkmeister Lemburg alles zeigen und erklären. Zwei Pumpen mit einer stündlichen Leistung von je 50 cbm Wasser schaffen das Wasser aus dem Paradiestal ins Werk hinauf. In einer Kammer endet die Rohrleitung in 10 Düsen, die das Wasser in die Kammer spritzen. Gleichzeitig drückt von außen her ein großer Ventilator Sauerstoff in die Kammer. Dadurch wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert und gleichzeitig bewirkt, dass sich der Eisengehalt im Wasser löst. Aus dieser Kammer fließt es dann in das Filterbecken. In ihm lagern etwas 7 bis 8 cbm Filterkies, durch den das Wasser hindurchsickern muss, um dann endlich in die Wasserbassins, die jetzt unter der Erdoberfläche liegen, zu gelangen. Der dadurch verlorene Höhenunterschied (um 7 m weniger als im alten Wasserhaus), wurde durch Druckkessel mehr als ausgeglichen, denn diese bewirken eine abermalige Steigerung von über 20 m, so dass auch die hochliegenden Häuser (obere Waldstraße) gut mit Wasser versorgt werden können. Dass der zu erreichende Wasserdruck noch nicht voll ausgenutzt wird, geschieht mit Rücksicht darauf, dass das Rohrnetz zum teil überaltert ist und den neuen Druck kaum aushalten wird. Aber auch hier wird in den nächsten Jahren ein Wandel eintreten.
So viel wurde uns bei der Besichtigung klar, dass die Einwohner von jetzt ab ein glasklares aufbereitetes Trinkwasser bekommen. Ein Blick in die unterirdischen Bassins, die von unten beleuchtet werden, überzeugten uns vollends davon. Beim Hineinschauen fielen wir einer Täuschung zum Opfer, als wir glaubten sie seien noch leer. In Wirklichkeit waren sie bis oben hin voll, denn das Wasser war so klar, dass man es nicht sah, obgleich sie 300 cm enthielten.
Am Freitag der vorigen Woche wurde das Werk in Betrieb gesetzt. Mit ihm wurde wieder ein Markstein der Aufwärtsentwicklung unseres Ortes erreicht, der uns berechtigt, jetzt von einem Burger Wasserwerk zu sprechen.“
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Station 1.6:
Fernsicht Nagelsche Mühle
Im Jahr 1847 gab der junge Müller Peter Nagel aus Blangenmoor den Auftrag, für ihn auf dem Cleve in Burg, unweit des Mühlenberges, eine Windmühle zu errichten - die “Themis”.
Gleichzeitig entstand nebenan ein schmuckes Müllerhäuschen, in das Peter Nagel und seine junge Frau, die er am 16. März 1848 heiratete, einzogen. Doch aus der trauten Zweisamkeit wurde zunächst nichts. Peter Nagel wurde einberufen und zog für die Befreiung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark in den Krieg, Nach seiner Heimkehr “ging er mit der ganzen Kraft eines freien Schleswig-Holsteiners an sein Geschäft”, heißt es in einer alten Schrift des Burger Bürgervereins.
Fast 50 Jahre, bis zu seinem Tode im Jahr 1887, hat Peter Nagel den Mühlenbetrieb bewirtschaftet, Land hinzugekauft und es zu Wohlstand gebracht. Danach übernahm sein Sohn Peter Heinrich Nagel die Mühle. Im September 1904 erwarb er das neben dem Mühlengelände gelegene Gasthaus “Zur Fernsicht”, das er fortan auch bewohnte. Das Lokal war damals mit seinem großen Garten und der herrlichen Aussicht eines der beliebtesten Ausflugslokale im Luftkurort. Es hatte schon mehrere Besitzer gesehen und besaß zunächst nur einen kleinen Tanzsaal, der später zu einem großen Trichtersaal ausgebaut wurde und verfügte über eine Kegelbahn. Die “Fernsicht” war Stammlokal vieler Vereine, unter anderem der Schweinegilde, und dort fand auch der jährliche “Rosskämmererball” statt, eine Vorveranstaltung des damals berühmten Burger Jahrmarktes.
Doch Familie Nagel führte auch den Mühlenbetrieb weiter. 1915 ließ Peter Heinrich Nagel einen Saug-Gasmotor einbauen, der später durch ein elektrisches Aggregat ersetzt wurde. Aber dem Mühlenanwesen wurde leider nicht mehr die nötige Sorgfalt gewidmet. Nach und nach setzte Verfall ein, und als Anfang der 1930er Jahre ein Sturm zwei Flügel abriss, wurden diese nicht erneuert. Nach dem Tod von Peter Heinrich Nagel im Jahr 1941, wurde die Müllerei bald ganz aufgegeben. Peter Heinrichs Witwe Helene Nagel, betrieb zunächst noch die “Fernsicht” weiter. Als sie jedoch zu kränkeln begann, verpachtete sie die Gastwirtschaft und setzte sich im alten Müllerhäuschen zur Ruhe.
Pächter der “Fernsicht” wurde der Staat, der das Gebäude zum Internat für die angehenden Pädagogen der Lehrerbildungsanstalt umbauen ließ und bis Kriegsende nutzte. 1951 zog das Burger Jugendaufbauwerk in das Gebäude. Im Ortsarchiv befinden sich Unterlagen, in denen nachzulesen ist, dass die jungen Leute und ihre Erzieher das komplette Gebäude renovierten und es für ihre Zwecke herrichteten. Ein großer Raum wurde als Jugendzentrum eingerichtet. Broder Claußen, der Leiter des Jugendaufbauwerkes und Hinrich Rühmann, der Vorsitzende des Turnvereins, waren die Initiatoren dieses ersten Jugendzentrums im Ort. Später wurde die ehemalige Gaststätte Möbellager, zunächst von Heinrich Ehlers, danach von Reimer Nagel, der das Gebäude 1970 kaufte.
Die alte Mühle, der die beiden verbliebenen Flügel bereits 1948 abgenommen worden waren, diente dem Süderhastedter Müller Haß noch einige Jahre als Lagerraum, danach wurden auch die Reste der ehemals so prächtigen “Themis” beseitigt. 1956 kaufte Kapitän Danz das rund 700 Quadratmeter große Grundstück und baute dort für seine Familie ein Wohnhaus. Das alte Müllerhaus, in dem Helene Nagel ihren Lebensabend verbracht hatte, erbte deren Sohn Ferdinand, der dort einen Ausschank mit dem bewährten Namen “Fernsicht” einrichtete. Der Enkel des Betriebsgründers heiratete 1923 Henriette Margareta Westphalen. Die bei allen Gästen sehr beliebte Wirtin, die nur “Henny” gerufen wurde, war die Tochter von Julius Westphalen, dem Eigentümer des “Hotel zur Linde”, das Ferdinand und seine junge Frau für einige Jahre pachteten. Nach dem frühen Tod Henny Nagels übernahmen Johann und Annemarie Westphalen die “Linde” und Ferdinand Nagel zog sich in die “Fernsicht” zurück. 1958 heiratete er seine zweite Frau Anneliese. Bis zu seinem Tod 1968 betrieb das Paar gemeinsam ihre kleine Gaststätte, danach führte Anneliese Nagel das Geschäft noch einige Jahre allein weiter. Als auch sie verstarb, fand sich kein Käufer für das alte Müllerhaus. Im Juli 2005 wurde es abgerissen und einige Jahre später am selben Ort ein großer Neubau errichtet.
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Station 1.7:
Schlachterei Dorn
Am längsten von allen Schlachtereien hielt die Schlachterei Dohrn die Stellung im Ort. Sie wurde 1929 in der Kleinen Mühlenstraße von Schlachtermeister Willi Dohrn gegründet. Sein Nachfolger war sein Sohn Peter Dohrn, der den Betrieb zusammen mit seiner Ehefrau Adelheit ausbaute. Nach Peter Dohrns frühem Tod im Jahr 1997 übernahm seine Witwe die Geschäfte bis zur Schließung im Jahr 2008.
Anfangs wurden die Tiere für das eigene Ladengeschäft und den Versand von Dauerfleischwaren vor Ort geschlachtet, später dann ein Großteil des benötigten Fleisches aus Großschlachtereien bezogen. Zahlreiche der in der Dohrn’schen Fleischwarenfakrik hergestellten Spitzenprodukte, unter anderem die Dithmarscher Katenrauchwurst, die Dithmarscher Leberrotwurst oder die Dithmarscher Hausmacher-Leberwurst wurden von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein mit Gold- und Silbermedaillen ausgezeichnet. Neben diesen und weiteren Sorten erfreute sich auch der in Burg gepökelte und geräucherte Katenschinken aus der Schlachterei Dohrn größter Beliebtheit und landete auf den Tellern von Feinschmeckern quer durch die Republik. Die Rezepte wurden an einen anderen Schlachter in Schleswig-Holstein verkauft. Mehrmals im Jahr bietet das Holsteinische Haus noch Wurstwaren nach den alten Rezepten von Schlachter Dorn zum Verkauf an.
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Station 1.8:
Burger Museum Ditmarsium - Sattlerei
2003 wurde das Burger Museum mit einem rauschenden Fest offiziell eingeweiht. In dem kleinen, aber feinen Museum sind neben verschiedenen historischen Handwerksbetrieben, eine altertümliche Zahnarztpraxis und ein authentischer Kolonialwarenladen zu sehen. Einen Schwerpunkt bildet die komplette Landapotheke aus dem 19. und 20. Jahrhundert mit originalen Exponaten, Geräten und Schriftstücken, die Generationen von Apothekern in der Burger „Königlich privilegierten Landapotheke von 1839“ für die Nachwelt erhielten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die liebevoll gestaltete Schifffahrtsabteilung, die an die Jahrhunderte lange Tradition der einst zahlreichen Burger Schifferfamilien, ihrer Kapitäne und Schiffe erinnert.
Bei dem Museumsgebäude handelt es sich um ein Handwerkerhaus, das seit fast 150 Jahren der Familie Bernhardt als Sattlerei und Wohnhaus diente.
1992 kaufte die Gemeinde das Haus, um die darin enthaltene komplette Sattlerwerkstatt als Kulturgut zu erhalten. So präsentiert sich die traditionsreiche Werkstatt bis auf den heutigen Tag so, als hätte der Sattlermeister seinen Arbeitsplatz gerade für einen Moment verlassen.
1993 gründeten engagierte Ehrenamtler unter dem damaligen ersten Vorsitzenden Rainer Stüben einen Förderverein, dessen Mitglieder sich umgehend ans Werk machten, das Gebäude von Grund auf zu sanieren. Über die Jahre wurde das recht heruntergekommene Gebäude entkernt und die Räume im Erd- und Dachgeschoss neu gestaltet, es wurden neue Fenster eingebaut, das Dach neu eingedeckt und ein Wintergarten angebaut. Finanziell halfen Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse von der Gemeinde, Fördermittel und Spenden bei der Sanierung. Doch ohne die beeindruckende Eigenleistung der Fördermitglieder, ihre Liebe zum Detail und ohne die nicht zu zählenden Arbeitsstunden, die sie mit viel Herzblut investierten und, seit 2005 unter dem ersten Vorsitzenden Peter Sommer, noch immer investieren, wäre das Burger Museum nie das Juwel geworden, als das es sich jetzt präsentiert. Nach dem Besuch der einzigartigen Ausstellungen lädt das gemütliche Museumscafé im Wintergarten zum Verweilen ein. Hier können sich die Besucher nach den Führungen bei Kaffee und Kuchen entspannen und von dort den Blick durch die Fenster schweifen lassen in das Apothekenkräutergärtchen, das, nach Indikationen geordnet, eine perfekte Ergänzung zur Museumsapotheke bildet.
In den Corona Jahren 2020 und 2021 wurde das Museum nach modernen Mediengesichtspunkten umgestaltet. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
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Station 1.9:
Geschichte des Marktplatzes
Bis in die späten 1880er Jahre wurden alle großen Veranstaltungen auf dem Holzmarkt durchgeführt. Damit war es vorbei, als 1889 dieser Marktplatz angelegt wurde. Der damalige Bauernschaftsvorsteher Hans Hinrich Nantz hatte das Gelände, auf dem sich zuvor ein Bauernhof befunden hatte, privat gekauft und es der Gemeinde überlassen. Auf der Nordseite des Platzes, neben dem bereits vorhandenen Haus des Uhrmachers Dreeßen, ließ Nantz 1890 zwei weitere Gebäude errichten. In eines zog das Kaiserliche Postamt ein, in das zweite der Textilhändler Mumm.
Neben einer Wasserpumpe verfügte der Platz über eine mit Öl oder Petroleum betriebene Laterne, die dort bereits 1861 aufgestellt worden war und allabendlich von einem Nachtwächter angezündet wurde.
Nun hatte der Ort einen schmucken Platz, auf dem regelmäßig Wochen-und Jahrmärkte abgehalten, sowie Volks- und Kinderfeste gefeiert wurden. Hier wurden alljährlich die Geburtstage des Kaisers gefeiert und während des ersten Weltkrieges nach Siegen der deutschen Truppen Jubelfeiern abgehalten. Und auch zur NS-Zeit hat dieser Platz wohl für Aufmärsche und Propaganda-Aktionen herhalten müssen.
In den 1950er Jahren bot der Marktplatz mit den schön gewachsenen Linden noch einen prächtigen Anblick. Das änderte sich in den folgenden Jahrzehnten. Seit der Anlage des Marktplatzes waren fast alle Linden, die den Platz einst umrahmten, der Säge zum Opfer gefallen. Nur eine Reihe blieb stehen, als um den Platz herum Bürgersteige angelegt, der Sandplatz gepflastert und als Parkplatz ausgewiesen wurde. Nach weiteren Umbaumaßnahmen und neu gepflanzten Bäumen erhielt der Marktplatz 2006 fast sein früheres Aussehen zurück und nach wie vor werden hier Märkte abgehalten. Wie seit über 150 Jahren der Wochenmarkt an jedem Freitagvormittag und der traditionelle Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende.
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Station 1.10 und 4.2:
Der "Bauern-Soot"
Das Foto zeigt den Brunnen 1925, die Wassertreppe wurde 1911 gebaut
Die sogenannte Wassertreppe, die vom Marktplatz hinunterführt, endet an einem Brunnen, dem ehemaligen rund 15 Meter tiefen “Bauern-Soot” der, wie viele weitere Brunnen und Soote im Ort, genossenschaftlich genutzt wurde. In dem ab Martini 1834 geführten Rechnungsbuch ist unter anderem nachzulesen, dass die Pumpengemeinschaft 1835 64 Mitglieder, sogenannte Interessenten hatte, deren Anzahl bis 1858 ziemlich konstant blieb. Zu ihnen gehörten Ärzte, Kaufleute, etliche Handwerker, der Apotheker, das Pastorat und die Schule. “Einfache” Leute finden sich auf dieser Liste nicht, vielleicht konnten sie sich den Jahresbeitrag für diesen Brunnen nicht leisten. 1839/40 wurde eine Pumpe installiert. Jeder Interessent erhielt einen Schlüssel für das Schloss, mit dem der Pumpenschwengel angeschlossen war.
1910 wurde ein neuer hölzerner Pumpenbaum angeschafft. 1922 wurde dieser durch eine eiserne Pumpe ersetzt. Das Bauvorhaben kostete in der Inflationszeit stolze 1.770 Mark ohne Montage. Die Beiträge wurden auf 10 Mark festgesetzt, mit dem Hinweis, dass “dieselbe sich hierdurch nicht verpflichtet als Interessent beizutreten, sondern diese Summe nur für Wasser bis August zu zahlen, wofür wir an jeden bis zu diesem Zeitpunkt Wasser liefern”.
Auch als in den folgenden Jahren das Wasserleitungsnetz im Ort ausgebaut worden war, wurde die Pumpe anfangs noch genutzt. Nämlich in harten Wintern, wenn im Ort alle Wasserleitungen zugefroren waren, erinnerten sich die Einwohner wieder an die Pumpen, denn schon beim ersten stärkeren Frost gab es fast kein “Leitungswasser” mehr, weil die Rohre seinerzeit viel zu flach verlegt worden waren. Und so zogen die Dorfbewohner wie in früheren Zeiten mit Wassereimern zur Pumpe, um ihren Wasserbedarf zu decken.
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Station 1.11:
Alter Friedhof mit Kapelle und Ringwall
Von der Krone des fünf Meter hohen, mit alten Bäumen bewachsenen Ringwalls bietet sich dem Betrachter ein reizvoller Blick auf den Alten Friedhof.
Ab dem 8. Jahrhundert befand sich im Innern des Ringwalles eine Festungsanlage, eine Fluchtburg, die den hiesigen Einwohnern Schutz vor marodierenden Slawen und Franken bieten sollte. Nach der Erstürmung der Bökelnburg und der Ermordung des Grafen Rudolf II von Stade im Jahr 1145 ließ dessen Bruder Hartwig, Erzbischof in Bremen eine Sühnekapelle im Ort bauen. Die Geschichte der Erstürmung wird alle 5 Jahre von der Grooten Speldeel anlässlich des Holzmarktfestes in der Freilichtbühne aufgeführt. Hier ein Ausschnitt aus dem Jahr 2015.
Nach der Erstürmung wurde die Wallanlage Eigentum der Burger Kirche und der Innenraum des Ringwalls wurde dem Pastor übertragen, der, wie damals üblich, als Nebenerwerb Landwirtschaft betrieb.
Als um 1800 der bisherige Begräbnisplatz bei der Kirche nicht mehr ausreichte, wurde der Beschluss gefasst, im Innern des kreisrunden, 100 Meter im Durchmesser großen Ringwalles einen Friedhof anzulegen. 1818 wurde das Vorhaben in die Tat umgesetzt und der Friedhof eingeweiht. Einige Jahre später erfolgte auf Initiative zweier betuchter Burger die Bepflanzung des Walles. Am Eingang zum Friedhof, wo am Walldurchstich vormals vermutlich eine Zugbrücke den Zugang zur Burganlage sicherte, wurde 1836 eine kleine Kapelle gebaut. Der klassizistische Bau mit seinen rundbogigen Seitenfenstern verfügt im Innern über einen durchgehenden Raum, der nur noch für kleine Trauerfeiern genutzt wird. Bei großen Begräbnissen auf dem Alten Friedhof finden die Trauerfeiern in der Petri-Kirche statt.
Als Tordurchfahrtskapelle ist das denkmalgeschützte Gebäude baugeschichtlich eine Besonderheit im norddeutschen Raum. Die eine Seite des Durchgangs bietet Platz für den Sarg und die dahinter an der Schmalwand noch vorhandene Kanzel, auf der anderen Seite des Durchgangs versammelt sich die Trauergemeinde.
In dem Gemeindebrief der Kirchengemeinde vom Herbst 2008 heißt es: „Nach langwierigen Gesprächen mit der Bauabteilung im nordelbischen Kirchenamt in Kiel konnten wir endlich die Außenfassade und die Türen und Fenster unserer alten Friedhofskapelle fachgerecht sanieren. Nach der kompletten Beseitigung der alten Farbe wurde ein neuer Anstrich gewählt, der die Feuchtigkeit im alten Mauerwerk reguliert. Jetzt erstrahlt die kleine Kapelle im neuen Glanz zur Freude der Friedhofsbesucher und anderer Gäste.“
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Station 5.2:
Katenstieg und NOK
Einer der schönsten Plätze in der Umgebung des Luftkurortes ist der Kattenstieg - nicht nur zum Schiffe gucken auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Der idyllisch gelegene ehemalige Burger Hafen ist wegen seines reichen Fischbestandes bei den Anglern sehr beliebt, Vogelfreunde können sich einer großen Artenvielfalt erfreuen und mit ein wenig Glück in den Sommermonaten sogar den kleinen Eisvogel bei der Aufzucht seiner Brut beobachten.
Heute ist der Kattenstieg im Sommer wie im Winter ein ruhiger Ort, aber er erlebte in seiner weit über 100-jährigen Geschichte auch turbulente Zeiten. Über seine Entstehung in den Jahren 1898/99 schreibt Ortschronistin Inge Hurtienne (1925-2013) in ihrem zweiten Band zur “Burger Geschichte” “Für die Burger Schiffer wurde dort, wo der Nord-Ostsee-Kanal die Burger Au schneidet, ein Hafen angelegt und bei der Einmündung in die Au eine Schleuse gebaut.” Die Arbeiten machten aufgrund des sumpfigen Geländes außerordentliche Schwierigkeiten. Zur Verdrängung des Moorbodens sollen während des Deichbaus täglich 1000 Kubikmeter Sand per Lorenbahn aufgeschüttet worden sein. Sand, der teilweise 12 bis 15 Meter tief im Morast versank, bis er auf festen Grund traf.
Burg hatte Anfang des 20. Jahrhunderts wegen seines unmodern gewordenen alten Auhafens bereits seine Bedeutung als zentraler Warenumschlagplatz verloren. Die Gemeindevertreter erhofften sich von dem Hafenneubau einen modernen Lösch- und Ladeplatz, der der Kommune einen Wiederaufschwung bescheren sollte. Die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Zahlreiche Anträge seitens der Gemeinderates, “an dem Außenhafen vor der Burger Auschleuse eine größere Wassertiefe zu erschaffen, so dass Schiffe von drei Meter Tiefgang daselbst löschen und laden können”, wurden von der Kaiserlichen Kanalkommission abgelehnt und entwickelte sich zum Liegeplatz für die Schiffe der zahlreichen Burger Eigner, wenn sie ihre Familien besuchten oder während der Wintermonate vor Anker gingen.
1913 gründete Schiffsbaumeister Peter Detlef Johannes Schöning eine Werft am Kattenstieg, die jedoch schon in den 1930er Jahren ihren Betrieb wieder einstellte.
Für einen großen Teil der Burger Bevölkerung und Gästen aus Nah und Fern gewann der Kattenstieg erst an Bedeutung, als 1925 die Badeanstalt eingerichtet wurde und die Wasserratten sich auf einer Wasserfläche von 5000 Quadratmetern austoben konnten. Wie Inge Hurtienne berichtete, konnte damals kaum jemand schwimmen. Das änderte sich mit der Errichtung des Freibades, zumal der Eintritt für Kinder und Jugendliche frei war. Es gab Umkleidekabinen, ein Laufsteg führte vom Badehaus direkt zum Nichtschwimmerabschnitt und weiter ins freie Wasser. Jung und Alt vergnügten sich in dreiviertellangen Badeanzügen aus handgestrickter Wolle im kühlen Nass. Für die Burger Jungs war der Kattenstieg von ganz besonderem Reiz. Lagen hier doch immer einige Schiffe, die die ideale Kulisse für allerlei Piratenspiele bildeten. Selbst als die Badeanstalt 1953 wegen angeblicher bakterieller Verseuchung geschlossen wurde, war der alte Hafen trotz aufgestellter Verbotsschilder weiterhin ein beliebter und gut besuchter Abenteuerspielplatz.
Anfang der 1970er Jahre mussten die letzten Schiffe den Hafen verlassen. Der Kattenstieg sollte zugeschüttet werden. Doch zahlreiche Proteste verhinderten dieses Vorhaben. Besonders der Burger Angelverein setzte sich dafür ein, das schöne Gewässer zu erhalten. Mit Erfolg: 1976 wurde zwischen Kanal und Hafen ein Damm geschüttet und der alte Kattenstieg wurde zu dem, was er bis heute geblieben ist: Ein kleines Stück Paradies.
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